Was bedeutet Ikigai?

Der japanische Begriff „Ikigai“ besteht aus dem Wort „iki“ für Leben sowie dem Wort „gai“ für Wert. Das Ikigai repräsentiert den individuellen Lebenssinn, eben das, wofür es sich zu leben lohnt. In dieser Tradition erkunden Japaner mit vier einfachen Fragen den eigenen Sinn und betten ihn dabei sorgfältig in ihr soziales Umfeld ein: Was liebe ich? Worin bin ich gut? Was braucht die Welt? Und von welcher Tätigkeit kann ich leben? Das Ikigai bezeichnet dann die ausbalancierte persönliche Schnittmenge aus Leidenschaft, Mission, Berufung und Profession.

Ikigai ist tief in der japanischen Kultur verwurzelt, in der der Selbsterforschung und Suche nach dem Lebenszweck eine wichtige Bedeutung zukommen. Populär geworden ist Ikigai aber erst seit den 1980er Jahren im Zusammenhang mit den neueren japanischen Sinnorientierungs- und Selbstoptimierungstrends. Dennoch stellt Ikigai nach wie vor kein rein individualistisches Konzept dar, sondern betrachtet den Menschen immer in seinem sozialen Umfeld.

Weil die Praxis des Ikigai sich in japanischen Studien als lebensverlängernd erwiesen hat, wurde die Methode auch schnell im Western populär. Inzwischen wird Ikigai als erfolgreiches Selbsthilfekonzept präsentiert, das die unterschiedlichsten japanischen Lehren, Philosophien und Konzepte (z.B. Reiki und Kaizen) mit westlichen Psychologieansätzen und -Methoden (z.B. Glaubenssatzarbeit) verbindet. So gleicht die Praxis des Ikigai die intersystemische Selbstvergessenheit der westlichen Selbstverwirklichungsliteratur aus.

Die Arbeit mit dem Ikigai erweist sich insbesondere bei vier typischen Dilemmata unserer Kultur als wertvoller Öko-Check: Das komfortable Leben in Wohlstand, aber begleitet von einem Gefühl der Leere, die Selbstzufriedenheit beim Leben der eigenen Passion, aber begleitet von einem Gefühl der sozialen Nutzlosigkeit, die berufliche Erfüllung, aber begleitet von einem materiellen Mangel, sowie der Wohlstand, aber begleitet von einem Gefühl der Unsicherheit im Hinblick auf die Sinnhaftigkeit für die Gesellschaft.