Was ist eine Projektion?

Was genau ist eine Projektion? Und welche Rolle spielen Projektionen nicht nur im Coaching, sondern auch in unserer Alltagskommunikation?

Wenn wir in Kommunikation mit anderen Menschen treten, gehen wir unbewusst immer von der Vorannahme aus, dass wir die anderen wahrnehmen, wie sie sind. Doch die Wahrnehmungsforschung zeigt, dass wir unsere Gesprächspartner nicht objektiv erfassen können. Unser Erleben ist immer ein subjektives Konstrukt auf der Basis unserer Sinnesvorlieben, Werte und Weltsichten. Denn sie filtern unsere Aufmerksamkeit. So gesehen, ist die Welt immer ein Spiegel oder eine Projektion unserer selbst.

Mit dem Begriff Projektion wird darüber hinaus noch eine besondere Form der verzerrten Wahrnehmung bezeichnet. Bei diesem Phänomen werden eigene Eigenschaften auf andere Personen übertragen: Der andere ist so „ängstlich“, „gierig“ oder vielleicht „unverschämt“. Doch warum diese Projektion? Sie ist dann zu beobachten, wenn jemand aufgrund seiner Filter bestimmte Qualitäten an sich selbst ablehnt. Statt sie als eigene Eigenschaften anzunehmen, erkennt er sie – vermeintlich - im Gegenüber. Eine Projektion geht also immer mit einer unbewussten Selbstabwertung einher und nimmt dafür die bewusste Abwertung des Gesprächspartners in Kauf.

Es gibt auch das Phänomen der Gegenübertragung. Der Gesprächspartner, ebenfalls durch seine Filter beeinflusst, steigt auf die Projektion ein, sodass eine Kommunikationsschleife entsteht, die letztendlich zur gegenseitigen Abwertung führt. Das ist besonders kritisch in Gesprächssituationen, in denen der gegenprojiziierende Partner hierarchisch übergeordnet ist oder eine beratende bzw. coachende Rolle einnimmt. Denn der Verantwortung dieser Rollen, die im beste Falle die Fähigkeit zum Zurücktreten und zur wertfreien, neutralen Beobachtung voraussetzen, kann er dann nicht mehr gerecht werden.

Für Menschen in verantwortungsvollen Positionen ist es daher empfehlenswert, ihre Persönlichkeit immer weiter zu entwickeln, die eigenen Filter zu erkunden und alte Anker bzw. Konditionierungen zu identifizieren sowie aufzulösen. Je weniger ein Mensch das Bedürfnis zur Projektion hat, umso weniger wird er auf Gegenprojektionen einsteigen und umso klarer wird er kommunzieren.