Lernen 10: Der Reifegrad entscheidet

Das zehnte neurodidaktische Lernprinzip nach Renata Nummela Caine lautet: Lernen ist entwicklungsabhängig. Das leuchtet ein, wenn wir an Kinder und ihre mit jedem Jahr entwicklungspsychologisch zunehmenden Kompetenzen denken. Doch auch im Erwachenenalter gibt es unterschiedliche Reifegrade des Lernens.

Diese unterschiedlichen Reifegrade sind abhängig von der eigenen Lebenswelt und dem Erfahrungshorizont, der sich daraus ergibt. Gute Lernprozesse sollten daher immer die Verschiedenartigkeit der Landkarten der einzelnen Lernenden berücksichtigen und einen gemeinsamen Wissensstand anstreben.

Aber auch das Alter beeinflusst das Lernen. Die synaptische Plastizität des Gehirns geht zwar nie verloren, reduziert sich jedoch mit der Zeit. Die sogenannte fluide Intelligenz, die die Aufnahme vieler Informationen und das effiziente Abarbeiten von Aufgaben ermöglicht, verringert sich.

Kompensiert wird dieser Verlust allerdings durch die kristalline Intelligenz, die Summe des Welt- und Erfahrungswissens. Neue Informationen werden mit Hilfe dieser Intelligenz schnell in größere Zusammenhänge eingeordnet  und in Handlungsstrategien umgesetzt. Jedes Lebensalter bietet also eigene Vorteile. Für Lernprozesse kommt es lediglich darauf an, die unterschiedlichen Bedürfnisse sowie Fähigkeiten zu berücksichtigen.