Was bedeutet Ganzheitlichkeit?

Ganzheitlichkeit ist ein beliebtes Schlagwort und ein häufig verwendetes Versprechen, wenn es um Produkte, Methoden oder Denkansätze geht. Jeder kennt den Begriff und viele haben eine vage Idee davon, wofür er steht. Doch eine plastisch-konkrete Vorstellung fehlt den meisten. Denn das Ganze kann ganz schön komplex und nicht leicht zu überschauen sein.

Und damit ist bereits ein wesentliches Merkmal des Ganzheitlichen eingekreist: Unsere individuelle Perspektive auf die Dinge ist naturgemäß (und gehirnbedingt) verengt. Der bewusste Verstand nimmt das Unbewusste naturgemäß nur schemenhaft wahr und vergisst oft, es als Teil des Ganzen zu verstehen. Doch wir alle wissen, dass das Unbewusste einen wesentlichen Teil der Persönlichkeit ausmacht. Ganzheitlich betrachtet, gehört es zum Menschen dazu.

Ganzheitlichkeit will die sichtbaren und unsichtbaren Teile eines Ganzen bzw. eines Systems in Beziehung zu setzen. Im NLP heißt es beispielsweise: „Körper, Seele und Geist sind Teile desselben Systems“. Wer Menschen begleitet, sei es aus medizinischer, psychologischer, pädagogischer oder kommunikativer Perspektive, sollte daher immer auf den ganzen Menschen schauen: Es gibt nicht den Mitarbeiter losgelöst vom Privatmenschen. Und es gibt keine Nierenkrankheit ohne den Menschen, der gerade unter ihr leidet.

Nicht immer führt die Nichtbeachtung der komplexen Zusammenhänge zu Problemen. Es kann aber auch ausgesprochen riskant sein, die unsichbaren, verborgenen oder nicht wahrgenommenen Teile eines Systems oder die Zusammehänge zwischen Teilsystemen zu ignorieren. Gute Beispiele dafür liefert uns die Natur. Wird Natur einseitig ausgebeutet oder belastet, rächt sich das Ökosystem. Aber auch das persönliche Ökosystem kann schnell in einen kritischen Zustand umschlagen. Burnout ist ein plastisches Beispiel dafür.

Wer ganzheitlich arbeitet, schaut also nicht nur auf das kurfristig Offensichtliche. Vielmehr nimmt er alle Teile des Systems in den Blick und macht sich ein Bild von den mittel- und langfristigen Folgen seines Handelns. Typische Fragen könnten lauten: Wer oder was gehört noch zum Thema? Und wer oder was noch? Wie wird sich die Lösung in wenigen Wochen auswirken? Und wie in längeren Zyklen? Und was gilt es noch zu bedenken, um auch auf lange Sicht zufrieden mit der gewählten Lösung zu sein?