Was ist Clean Language?

Kann Sprache unsauber sein? Das jedenfalls legt der Begriff Clean Language nahe, eine Entwicklung der Trainer James Lawley, Penny Tompkins, Wendy Sullivan und Phil Swallow. Als Clean Language bezeichnen sie Formulierungen, die den Gesprächspartner insbesondere beim Coaching und in der Therapie inhaltlich nicht einschränken.

Das Ziel der Clean Language: Wenn beispielweise ein Coach beim Nachfragen und Klären auf suggestive Formulierungen verzichtet, kann der Klient eigenverantwortlich und unbeeinflusst seine eigene Wahrnehmungswelt besser kennenlernen, Lücken entdecken, Widersprüche erkennen und zeitgemäße, neue Lösungen entwickeln. Die Haltungen und Meinungen des Coachs bleiben konsequent außen vor.

Doch wie gelingt es, als Fragender in der Wortwahl und Formulierung auf eigene Bewertungen ganz zu verzichten? Ist doch jeder Redner durch eine eigene Landkarte von der Welt und eine entsprechend gefärbte Sprache geprägt. Lawley, Tompkins, Sullivan und Swallow arbeiten zu diesem Zweck mit dem sogenannten Molekül der Wahrnehmung. Im Zentrum des Moleküls und der daraus abgeleiteten Fragestrategie steht die aktuelle Wahrnehmung des Klienten, die durch Nachfragen vertieft und präzisiert werden soll.

Was aber sind gute Nachfragen? Zunächst zielen sie auf den Wunsch des Klienten und das von ihm im Rahmen des Gesprächs erwünschte Ergebnis: „Was möchten Sie? Was soll passieren? Und was muss gegeben sein, damit es passiert? Welche Bedinungen müssen dafür geschaffen werden?“ Der Klient kann mit Hilfe dieser Fragen seinen eigenen Erwartungshorizont präzise erkunden, ohne von den Erwartungen des Coachs beeinflusst zu sein.

Die darauf folgenden Fragen generieren konsequent Informationen über das Thema des Klienten, seinen jeweiligen Ort und seine Eigenschaften sowie auch über die daran anknüpfenden Beziehungen und Verbindungen: „Was für eine Art Thema ist dieses Thema? Wo erleben Sie es? Mit wem? Und wie erleben Sie es, wenn Sie es mit jemand anderes erleben?“ Jedes erhobene Detail vertieft die Wahrnehmung des Klienten und bringt ihn voran.

Zum Molekül der Wahrnehmung gehören außerdem präzise Fragen zur Reihenfolge. „Was genau kam davor? Wo lokalisieren Sie vielleicht den Ursprung? Was genau kam danach? Und was geschieht dann als nächstes?“ So werden dem Klienten nicht nur seine Strategien bewusst. Er entwickelt auch Ideen zu alternativen Vorgehensweisen und Handlungsoptionen.

Ein weiteres sprachliches Mittel der Clean Language sind Metaphern. Das bisherige Verhalten des Klienten, in Form einer Metapher ausgedrückt, kann durch eine zweite Lösungsmetapher, die der Klient selber findet, in ein produktiveres Verhalten umgewandelt werden. Auch hier bleibt der Coach mit den Bewertungen aus seiner eigenen Lebenswelt außen vor.

Clean Language fordert konsequent dazu auf, bewusster mit eigenen sprachlichen Rahmungen umzugehen, eine dienende Haltung beim Fragen einzunehmen und immer die Eigenverantwortlichkeit des Klienten zu betonen.